250 Arten von Kopfschmerzen?

250 Arten von Kopfschmerz

Immer wieder ist im Internet zu lesen, dass es über 250 verschiedene Arten von Kopfschmerzen gibt. Dies erscheint auf den ersten Blick etwas hoch gegriffen: Die deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft listet in ihrer Aufstellung aller im Diagnosemanual ICD-10* beschriebenen Kopfschmerzsyndrome nur etwas mehr als 80 Diagnosen auf. Diese lassen sich jedoch anhand verschiedener Merkmale näher beschreiben und weiter klassifizieren.

Diagnosesysteme: das Prinzip

Aktuelle Diagnosesysteme wie das Diagnosemanual ICD-10 und die internationale Klassifikation von Kopfschmerzerkrankungen ICHD-2** sind hierarchisch aufgebaut. Die erste Ebene bezeichnet die grobe Diagnosegruppe, die dann wieder in Untergruppen oder Subtypen eingeteilt wird. Zur Gruppe “Kopfschmerz, induziert durch Substanzgebrauch oder akute Substanzexposition” gehören unter anderem etwa “Kopfschmerz, induziert durch Alkohol” und “Kopfschmerz, induziert durch Cannabis”. Diese Diagnosen können durch weitere Ebenen noch weiter spezifiziert werden: Entsprechende Begriffe der vierten und letzten Ebene sind etwa “sofortiger Kopfschmerz, induziert durch Alkohol” oder “verzögerter Kopfschmerz, induziert durch Alkohol”. Alle Begriffe der vierten Ebene mitgezählt, kommen tatsächlich etwa 250 Bezeichnungen für Kopfschmerzen zusammen.

Klassen von Kopfschmerzen

Die internationale Kopfschmerzgesellschaft unterscheidet drei Klassen von Kopfschmerzen: Bei “primären Kopfschmerzerkrankungen” ist der Kopfschmerz selbst die Erkrankung. Dazu gehören etwa die Migräne oder Spannungskopfschmerzen. Bei “sekundären Kopfschmerzerkrankungen” ist der Kopfschmerz die Folge einer anderen Erkrankung wie einer Infektion oder einer Verletzung. Die dritte Gruppe umfasst verschiedene Krankheitsbilder, die auf Nervenschmerzen und andere Erkrankungen des zentralen Nervensystems zurückgehen, sowie Gesichtsschmerzen.

Primäre Kopfschmerzen: Beispiele

Die bekanntesten Kopfschmerzen aus der Gruppe der primären Kopfschmerzen sind wohl Spannungskopfschmerzen, die oft auf Stress zurückzuführen sind, und die quälende, anfallsartig verlaufende Migräne. Zu dieser Gruppe gehört auch der Clusterkopfschmerz. Darunter versteht man einseitig auftretende, heftigste Kopfschmerzattacken im Bereich von Schläfe und Auge. Dazu treten häufig Begleitsymptome wie eine gerötete Bindehaut, Tränen des Auges oder Schwitzen auf der betroffenen Seite auf. Die Ursache für Clusterkopfschmerzen ist unklar.

Häufige sekundäre Kopfschmerzen

Die weitaus meisten Diagnosen fallen in die Gruppe der sekundären Kopfschmerzen. Von harmlosen grippalen Infekten bis zu gefährlichen Erkrankungen wie Hirnhautentzündungen, Hirntumoren, Hirnblutungen oder Kopfverletzungen: Die Palette der Erkrankungen, die mit Kopfschmerzen einhergehen, ist groß. Auch Erkrankungen von Augen, Ohren oder den Zähnen können zu Kopfschmerzen führen. Zu dieser Gruppe gehören auch Kopfschmerzen nach Unfällen mit Kopfverletzungen oder Verletzungen im Bereich der Halswirbelsäule.

Im Alltag besonders bedeutsam ist eine Untergruppe der sekundären Kopfschmerzen: Kopfschmerzen, die auf den Genuss von “Substanzen” zurückzuführen sind. Darunter fallen Kopfschmerzen durch “Substanzen” wie Cannabis, Alkohol oder Kokain, aber auch Kopfschmerzen, die als Nebenwirkungen von Medikamenten auftreten. Selbst Medikamente gegen Kopfschmerzen können Kopfschmerzen hervorrufen, wenn sie zu lange genommen werden, dann sprechen Fachleute von “medikamenteninduziertem Kopfschmerz”. Auch der Entzug von Substanzen kann Kopfschmerzen verursachen: Viele Menschen kennen etwa den “Koffeinentzugskopfschmerz”.

Nervenschmerzen, Gesichtsschmerzen und andere Kopfschmerzen

Die etwas heterogene dritte Gruppe heißt in der Fachsprache: “kraniale Neuralgien, zentraler und primärer Gesichtsschmerz und andere Kopfschmerzen”. Der Begriff “kraniale Neuralgien” bezeichnet Nervenschmerzen im Kopfbereich, am häufigsten ist die Trigeminusneuralgie mit ihren heftigen, plötzlich einschießenden halbseitigen Gesichtsschmerzen im Versorgungsgebiet des fünften Hirnnerven. Am Ende des Diagnosesystems steht schließlich eine Restkategorie mit der Bezeichnung “Kopfschmerz, nicht anders klassifiziert” für Schmerzen, die sich nicht mit einer der anderen 250 Bezeichnungen beschreiben lassen.

* International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems
** International Classification of Headache Disorders

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