Botulinumtoxin A, besser bekannt unter der Kurzform "Botox", ist vor allem aus dem Bereich der ästhetischen Medizin bekannt: In die Muskulatur gespritzt, hemmt das Nervengift die Übertragung von Nervenimpulsen auf den Muskel. Der Muskel bleibt schlaff und das Gesicht faltenfrei. Doch Botox steht nicht nur im Dienste der Schönheit. Mit Erfolg wird Botox auch gegen Migräne eingesetzt.
Botox gegen Migräne: Wie funktioniert das?
Wie Migräne entsteht, ist bis heute nicht restlos geklärt. Die Behandlung mit Botox beruht auf der Hypothese, dass Nerven durch straffe Muskelfasern eingeengt werden und so Schmerzen entstehen. Zudem gibt es Hinweise, dass Botox die Freisetzung von Botenstoffen hemmt, die sowohl an Entzündungen als auch an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Schmerzen beteiligt sind. Am Kopf verlaufen Nerven an mehreren Stellen durch Muskeln, zum Beispiel am inneren Drittel der Augenbrauen, im Bereich der Schläfe oder am Nacken. Bei der Behandlung mit Botox wird das Nervengift gezielt an die entsprechenden Stellen gespritzt.
Die verwendete Menge des Toxins ist so klein, dass es nur im Bereich der Injektionsstelle wirkt und nicht in den Organismus gelangt. Unerwünschte Wirkungen der Behandlung sind entsprechend lokal zu erwarten: Brennen und Rötungen an der Einstichstelle, blaue Flecken oder eine vorübergehende Schwäche der Augenlidmuskulatur. Die Wirkung setzt nach fünf bis sieben Tagen ein und hält zwei bis vier Monate an. Bei einer erfolgreichen Behandlung bessert sich die Migränehäufigkeit und -stärke deutlich.
Wie erfolgreich ist die Migränebehandlung mit Botox?
Studien aus den USA haben gezeigt, dass etwa zwei Drittel der behandelten Patienten und Patientinnen von der Behandlung mit Botox profitieren: Die Migräne trat weniger oft und weniger stark auf, ein Drittel wurde sogar völlig beschwerdefrei. Nicht jeder zog jedoch Nutzen aus einer Behandlung mit Botox: Etwa fünf Prozent der behandelten Personen verspürten keinen positiven Effekt.
Botox hat sich auch in besonders schwierigen Fällen als erfolgreich erwiesen. In der international durchgeführten PREEMPT-Studie profitierten von der Behandlung mit Botox auch Patienten mit chronischer Migräne, die bereits unter Medikamentenübergebrauch litten. Der Schmerzmittelverbrauch konnte nach dieser Behandlung und einer entsprechenden Beratung bei vielen Patienten reduziert werden. Nicht in der Studie berücksichtigt waren allerdings Patienten mit Medikamentenabhängigkeit: Betroffenen, die häufig Opioide oder Barbiturate einnehmen, wird zunächst ein Schmerzmittelentzug in einer spezialisierten Klinik empfohlen.
Trotz der Erfolge kommt die PREEMPT-Studie zu dem Schluss, dass bei schweren Verlaufsformen nur eine teilweise Besserung zu erwarten ist und die Behandlung im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzepts stehen sollte. Wird dies berücksichtigt, bietet Botox jedoch eine verträgliche und wirksame Möglichkeit in der Behandlung selbst schwerer Fälle. Die Behandlung ist noch recht neu: Botox gegen Migräne wurde erstmals 2010 in Großbritannien zugelassen und steht inzwischen auch in den deutschsprachigen Ländern zur Verfügung.
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